Die Streuobstwiese des OGV Kirrberg, der Hortus Fructus

Nach längerer Suche und reichlicher Überlegung beschloss der Vorstand des OGV Kirrberg, eine eigene Obstanlage anzulegen. Vorbild war die traditionelle Form des Obstanbaus, bei der überwiegend hochstämmige Obstbäume (Kronenansatz beginnt oberhalb von 1,80 Meter) auf Grünland, bevorzugt Wiesen, stehen.

Im Jahr 1992 wurde man schließlich fündig: Am Ende des Kalkofer Weges konnte eine größere zusammenhängende Fläche gepachtet und für den Obstbau vorbereitet werden.

Auf 1 Hektar (10.000 m²) wurden rund 130 Bäume verschiedener Obstarten und Obstsorten neu gepflanzt. Die Bäume stehen verstreut (daher der Begriff Streuobst) auf einer Mähwiese mit nach Osten gerichteter Hanglage. Gemäß dem Vorbild einer alten traditionellen Obstanlage wurden überwiegend alte Obssorten gewählt, die in Vergessenheit geraten oder vom Aussterben bedroht sind.

Folgende Obstarten stehen im Hortus Fructus: Apfel, Birne, Quitte, Mispel, Kirsche, Mirabelle, Zwetschge, Pflaume, Zibarte, Vogelbeere und Walnuss.

Wenngleich Streuobstwiesen und Streuobstäcker die ursprüngliche Form des Obstanbaues darstellen, verschwinden sie heute aus unserem Landschaftsbild, da sie keine intensive Bewirtschaftung zulassen. Der Einsatz von Insektiziden bei Hochstämmen ist nicht rentabel, die Pflege und Ernte der großkronigen Obstgehölze ist unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht profitabel und die großflächige Ausbringung von Dünger mit schweren landwirtschaftlichen Maschinen zwischen den Obstbäumen nicht machbar.

Streuobstwiesen sind in ihrem Bestand gefährdet, daher ist es dem Obst- und Gartenbauverein Kirrberg ein ganz besonderes Anliegen, diese von Menschen geschaffene Kulturlandschaft zu erhalten und der Nachwelt und den zahlreichen Nachwuchsmitgliedern zu übergeben. Denn Streuobstwiesen sind die artenreichsten Biotope in Mitteleuropa, in denen bis zu 5.000 verschiedene Tier- und Pflanzenarten leben. Diese Artenvielfalt erhalten und fördern ist ein wichtiges Anliegen des Obst- und Gartenbauvereins von Kirrberg.

Die „Obernutzung“ der Streuobstwiese, das geerntete Obst, wird überwiegend eingemaischt und in der vereinseigenen Brennnerei zu Edelbrand destilliert. Der Edelbrand bildet auch die Grundlage für die hergestellten Liköre, Geiste und sonstige Spirituosen und findet als hochprozentiger Obstalkohol Einsatz bei der Herstellung von Kräuteressenzen. Die „Unternutzung“ der Streuobstwiese, das Mähgut, dient als Viehfutter für die einheimische Landwirtschaft.

Mittlerweile prägen die großkronigen Obstbäume das Landschaftsbild des Hortus Fructus, der am östlichen Zipfel des Biosphärenreservates Bliesgau liegt. Ein Baumwart, ein großes Team ehrenamtlicher Helfer und viele Obstbauinteressierte pflegen die mustergültige Anlage.